Corona Krise – Quo Vadis ? – Deutsche „Start Up“ Szene?
Eine NEUE? Kolumne von Heiko Dalmer – search&train Unternehmensberatung.
?Vor der Krise – ein Rückblick…?…
Berlin und London konkurrierten um Platz 1 als Europäische Start Up – Hauptstadt. Quasi das „Silicon Valley“ für Gründer jeder Art und für jedes Geschäftsmodell. Mal führte Berlin, mal London. Als der Brexit nahte, hatte Berlin wieder die Nase vorn, weil die Währungsunsicherheit und die allgemeine Entwicklung auf den britischen Inseln für Investoren und Gründer wohl weniger Sicherheiten bot.
Alles strömte nach Berlin. Kein Geschäftsmodell, welches nicht mehrfach, teils vollkommen gleich, bebrütet wurde. Das Geld der Investoren floss in reichen Strömen den begnadeten Gründern nahezu hinterher und Gewinnerwartungen wurden von Jahr zu Jahr der Geschäftstätigkeit, häufig „vertagt“.
Ein unglaublicher Hype! Welch ein gefundenes Fressen für Immobilienvermieter in Citylagen, Loftartige Massenbeherbergungsstätten für junge internationale Teams, die sich anschickten das Business zu revolutionieren. Eine Erfolgsmeldung folgte der nächsten, eine Gründung der bisherigen Gründung.
Es schien so einfach. Und wenn wir als Berater in den Unternehmen der Start Up Generation waren, beschlich uns ein unheimliches Gefühl, dass unsere bisherigen Werte, die aus Bilanzen, G+V Berechnungen, Forecast, Liquidität u.ä. bestanden – auf einmal nicht mehr aktuell waren.
Wir kennen eine Vielzahl von Start Up`s wo die Mitarbeiter den Erfolg Ihres Unternehmens ausschließlich über die Anzahl der Beschäftigten definieren. „Wir sind jetzt 300, – bald 400 Leute – guckt mal, wie toll wir wachsen…“?
Wenn dann Investoren etwas bockig oder gar zögerlich in der weiteren Verleihung Ihrer Mittel wurden, hat man schnell mal 100 oder 200 Mitarbeiter entlassen – und sich auf die Suche nach neuem gutgläubigen „Material“ gemacht. Auf dem Kapitalmarkt war international an Zinsen nichts zu holen, also rein, in die Start Up`s- …mit dem guten Geld.
Die freigesetzten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter rannten dann zum nächsten Gründer (dem Founder & Owner) und klemmten sich rasch an die schnell aus skandinavischen Möbelhäusern generierten, unendlichen Schreibtischschlangen und hinter Ihre eilendes installierten Rechner, im ebenfalls hippen Loft, in Prenzelberg, in Mitte & Friedrichshain -Kreuzberg.
Für das Wohlbefinden und für gute Stimmung sorgten fortan „People & Culture“ – oder „“Feel Good Managerinnen (Omas) und Manager (Opas)“. Beer – Friday, täglich frisches Obst ins Büro, tonnenweise Müsli- dazu Hafer, Soja- oder andere Milchersatzprodukte, die gute „Club Mate“ und viele Vergünstigungen und Vergnügungen für Körper und Geist, rundum ein perfektes Sorglospaket, für den erfolgreichen aber auch gechillten Arbeitstag.
Sehr viele „neue“ Geschäftsmodelle, insbesondere die vielen geclonten Ideen, waren bei einem Wegfall der noch immer sehr großzügig bisher gewährten Investorengelder, völlig Chancenlos. Weil einfach die Rentabilität nie im Focus der Geschäftstätigkeit stand. Um die Liquidität brauchte man sich schließlich keine Sorgen zu machen – das frische Geld kam einfach.
Ich erinnere mich an eine besonders skurrile Situation, als wir von einem Start Up angerufen wurden, mit der Bitte „SOFORT“ vorbei zu kommen. Gesagt getan, offenbarte man uns beim Termin die einzige Frage: „Was können wir jetzt noch alles kaufen??? Unser Investor hat gerade 22 Millionen Euro -nachgeschossen-, die wollen wir schnell ausgeben“… Tatsächlich erlebt!?
Auch unsere Banken, Investitionsbanken wollten diesen fetten Kuchen nicht an sich vorbei gehen lassen… Eilends wurden eigene Start Up Teams gegründet und man verlieh schnell auch Geld, an Geschäftsmodelle ohne jegliche Sicherheiten, für überschnelles Wachstum und mit teils lediglich geklauten Geschäftsideen um EZB Strafzinsen zu entgehen.
?In der Krise – wie geht es den Start Up`s heute??
Wie häufig im Leben und eben auch im Business, gibt es Gewinner und Verlierer. Nur eins gibt es (so gut wie) nicht mehr – Geld. Frisches Kapital. Venture Capital genannt.
Die Gewinner sind sicherlich die Geschäftsmodelle und wir möchten hier nicht mit Namen um uns werfen, die sich allgemein mit dem Thema Same Day Delivery befassen, ergo die Dienstleistungen und Waren kurzfristig „nach Hause bringen“, Tech Unternehmen, IT Solutions oder Unternehmen, die wirklich Zeit und Geld sparen, in Shopping – Nischen, wie z.B. die Neubaumakler24.de.
…oder eben die, die für die Bespaßung der zu Hause und in den Homeoffices geblieben sorgen. Stichwort „Erwachsenenspielzeug“.?
Fashion & Shoes Projekte, Möbelonliner, High Quality Dealer hingegen, sind von den positiven Entwicklungen ausgenommen. „Mann oder Frau“ hält erst mal das Geld zusammen und im Hoffice kann man auch mal im schlabberigen Jogger rumsitzen. Die Gewinnprognosen der Branchenriesen sprechen bereits eine deutliche Sprache.
Die offline Geschäfts- Modelle traf die Krise hingegen voll. Laden zu – Keine Einnahmen – weiterlaufende Fixkosten und das gleiche Problem, wie alle anderen Unternehmen.
Mit einem gravierenden Unterschied! Die Rücklagen! Jeder gescheite Unternehmer hat gelernt Rücklagen zu bilden. Die Rücklagen dienen zum einen der Möglichkeit, aus eigener Kraft Investitionen zu tätigen – oder eben um Krisen zu überstehen…
Und hier sind wir beim Hauptproblem für die Start Up`s, der laufenden Liquidität, bei i.d.R. nicht vorhandenen Rücklagen.
Aus der Berliner Politik ließ man schnell verlauten, 2 Milliarden Euro nur für die Start Up`s, als Soforthilfe zur Verfügung stellen zu wollen. Aha! Es kann sich nur um voll verbürgtes Geld der KfW Banken handeln, denn einem üblichen kaufmännischen Check der Banken, würden diese Start Up`s nie standhalten.
Wir kennen aus unserer Klientel jedoch- nicht einen einzigen Kunden aus der Start Up Szene-, der bisher Kreditgelder aus dem Krisenfond erhalten hat. Die Banken wollen einfach nicht mehr – ohne fundierte Prüfung und mindestens winzigen Überlebenschancen nach der Krise, weiter reinbuttern.
Also blieb auch dem oft stolzen Mitarbeiterpool, der einst aufwändig aus der ganzen Welt angeworben wurde, nichts anderes übrig, als auch in die Kurzarbeit zu gehen. Die beschlossenen Möglichkeiten zur Unterstützung von Unternehmern und Unternehmen zur Entlastung, wie beispielsweise die Aussetzung von Steuern und die Stundung von Sozialversicherungsbeiträgen, gelten ebenfalls für die Start Up`s.
Wäre da nicht wieder das Problem mit den fehlenden Rücklagen, weil oft jahrelang aus dem Kapitalfüllhorn gegriffen wurde und viele der Gründer einfach mal unter uns hier gesagt, viel zu viele Mitarbeiter – bei viel zu geringer Wirtschaftsleistung – schon vor der Krise beschäftigten.
?Und wie geht es nun weiter… Quo Vadis??
Grausam und für die zukünftige Deutsche Wirtschaft von schwerwiegender negativer Bedeutung, ist der Umgang mit den Start Up`s, die über extrem hohe „Tech Potentials“ verfügen. Das diese jetzt nicht aktiv unterstützt werden, durch rückzahlbare Kredite, statt Geschenken, wird sich in wenigen Jahren noch deutlicher auf den globalen Märkten für uns negativ erweisen.
Deutschland gibt damit weiter den Staffelstab von seiner internationalen „Entwickler Vorreiterrolle“, beispielsweise an China und die USA, uneinholbar ab.
Viele Start UP`s werden sterben. Als erstes die unzähligen „Klons“ bereits bewährter Geschäftsmodelle – ohne jegliche Alleinstellung – bis auf ein anderes Shopsystem oder eine andere Startseite der Homepage. Das ist, sollte es keine radikale Wendung in der Bewertung der Unternehmen geben, bereits sicher.
Überleben werden Modelle mit tatsächlichem Know how oder ausgewiesener Expertise in Schlüsselmärkten mit Zukunftsorientierung oder auch Produkte und Dienstleistungsmodelle mit Alleinstellungsmerkmalen und tatsächlichem Nachfragebedarf. Hoffentlich.
Diese Pressemeldung wurde auf openPR veröffentlicht.